Sonntag, April 13, 2008

Martin Buber

Martin Buber (hebräisch ‏מרטין בובר‎; * 8. Februar 1878 in Wien; † 13. Juni 1965 in Jerusalem) war ein österreichisch-israelischer jüdischer Religionsphilosoph.
Biographie
Martin Buber wuchs in Wien auf und zog im Alter von 4 Jahren zu seinen Großeltern in das galizische Lemberg (heute Lwiw, Ukraine), sein Großvater war der Privatgelehrter und Midraschexperte Salomon Buber, der zu seiner Zeit einer der wichtigsten Forscher und Sammler auf dem Gebiet der chassidischen Tradition des osteuropäischen Judentums war. Nach dem Besuch des polnischen Gymnasiums in Lemberg studierte Martin Buber in Wien, Leipzig, Zürich und Berlin. Er belegte Philosophie, Germanistik, Kunstgeschichte, Psychiatrie und Psychologie, u. a. bei Wilhelm Dilthey und Georg Simmel.

1899 heiratete er Paula Winkler, die an seiner Arbeit mitwirkte und unter dem Pseudonym Georg Munk selber schrieb. Das Paar hatte zwei Kinder, 1900 wurde ihr Sohn Rafael geboren und 1901 die Tochter Eva.

In Wien lernte er Theodor Herzl kennen und schloss sich dessen zionistischer Bewegung an. 1901 wurde er Redakteur der zionistischen Wochenschrift „Die Welt“ und 1902 Mitbegründer des Jüdischen Verlags. Ab 1905 arbeitete er für den Verlag Rütten & Loening als Lektor.

1916 gründete er die jüdische Monatszeitschrift Der Jude, die bis 1924 erschien.

Martin Buber war von 1924 bis 1933 Lehrbeauftragter und Honorarprofessor für Jüdische Religionslehre und Ethik in Frankfurt am Main. Aus der nationalsozialistischen Reichsschrifttumskammer wurde er 1935 ausgeschlossen. 1938 konnte er aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Jerusalem entkommen, wo er bis 1951 an der Hebräischen Universität von Jerusalem Anthropologie und Soziologie lehrte. Vor allem in diesem Zeitraum stand Buber trotz seiner Skepsis gegenüber dem Zionismus einigen zionistischen Intellektuellen nahe, so etwa dem Philosophen Felix Weltsch, dem Schriftsteller Max Brod, Politikern wie Chaim Weizmann als auch dem geistigen Pionier Palästinas Hugo Bergman. Sie alle waren Bekannte Bubers aus dem alten Europa der Städte Prag, Berlin und Wien; ihre Freundschaft und gegenseitige Anregung bestand bis in die 1960er Jahre des neu entstandenen Staates Israel.

Bubers Wohnhaus in Heppenheim, in dem er von 1916 bis 1938 zusammen mit seiner Frau und den Enkelinnen Barbara und Judith Buber lebte, wurde während der November-Pogrome am 9. November 1938 verwüstet. In den Jahren 1938-1940 verfasste Paula Buber das literarische Zeitbild „Muckensturm. Ein Jahr im Leben einer kleinen Stadt“, das 1953 unter ihrem Pseudonym veröffentlicht worden ist.

In New York war er 1955 neben Hannah Arendt, Gershom Scholem u.a. an der Gründung des Leo Baeck Institute beteiligt, einer wichtigen Dokumentations- und Forschungsstätte für die Geschichte der deutschsprachigen Juden. Die Bestände sind in elektronischer Form im Jüdischen Museum Berlin einsehbar. Er gehörte auch – ebenso wie Hannah Arendt – zu den Autoren des Aufbau.

Paula Buber starb 1958 auf der Rückkehr von einer gemeinsamen USA- und Europa-Reise in Venedig. Martin Buber starb 1965 in Jerusalem.
Werk
Obwohl selbst eher dem Reformjudentum zugehörend, widmete sich Martin Buber dem Verständnis der orthodoxen und ultraorthodoxen mystischen jüdischen Bewegung im Westen. Dazu übersetzte er zahlreiche Erzählungen und Traditionen des Chassidismus in die deutsche Sprache und machte sie so bekannt. Insbesondere seine umfangreiche Textsammlung „Die Erzählungen der Chassidim“ liefert dafür ein eindrucksvolles Zeugnis. Zeit seines Lebens war Buber ein Vermittler zwischen der bedrohten traditionellen jüdischen Welt im Osten und der westlichen wissenschaftlichen und aufklärerischen Moderne. Schon zu Beginn der zionistischen Bewegung und der jüdischen Einwanderung nach Palästina mahnte er eindringlich, gute Beziehungen zu den Arabern aufzubauen. Das trug ihm viel Widerspruch, sogar Feindschaft ein.

Zusammen mit dem Philosophen Franz Rosenzweig begann Buber 1925 mit der Übersetzung der jüdischen Heiligen Schrift, des Tanach, ins Deutsche. Dabei ging es den beiden Gelehrten vor allem um die sprachlich genaue Übertragung des hebräischen Urtextes unter Wahrung seines vollen Bedeutungsreichtums. Nach Rosenzweigs Tod im Jahr 1929 setzte Buber die Arbeit allein fort, die er erst 1961 abschließen konnte.

In seinen philosophischen Werken kommt bei Buber vor allem das Thema des Dialogs als anthropologisches Prinzip des Menschen zum Ausdruck. Sein Hauptwerk trägt den Titel Ich und Du und behandelt das Verhältnis des Menschen zu Gott und zum Mitmenschen als existentielle, dialogische und religiöse Prinzipien. Diese prägen später Amitai Etzioni und das kommunitaristische Denken. In Texten wie Drei Sätze eines religiösen Sozialisten plädierte er für einen religiösen Sozialismus.

Zitate

Aus einer von Martin Buber am 31. Oktober 1929 in Berlin gehaltenen Rede:

„Wir haben in Palästina nicht mit den Arabern, sondern neben ihnen gelebt. Das Nebeneinander zweier Völker auf dem gleichen Territorium muß aber, wenn es sich nicht zum Miteinander entfaltet, zum Gegeneinander ausarten. So droht es auch hier zu geschehen. Zum bloßen ‚Neben‘ führt kein Pfad zurück. Aber zum ‚Mit‘ kann, so groß sich auch die Hindernisse aufgetürmt haben, immer noch vorgedrungen werden. Ich weiß nicht, wie lange noch. Ich weiß nur, dass wir, wenn wir dahin nicht gelangen, nicht zu unserm Ziel gelangen werden. Zum dritten Mal werden wir an dem Land erprobt.“

Aus einer philosophischen Rechenschaft, in: Martin Buber, Werke I. Schriften zur Philosophie, S. 1114:

„Ich habe keine Lehre. Ich zeige nur etwas. Ich zeige Wirklichkeit, ich zeige etwas an der Wirklichkeit, was nicht oder zu wenig gesehen worden ist. Ich nehme ihn, der mir zuhört, an der Hand und führe ihn zum Fenster. Ich stoße das Fenster auf und zeige hinaus.“„Ich habe keine Lehre, aber ich führe ein Gespräch.“

Sein Beharren auf einer Utopie dialogischer Beziehung verdeutlichte Buber grundlegend in dem unmittelbar vor seinem Tod vorbereiteten, postum erschienenen Buch „Nachlese“:

„Sodann aber verlangt es einen Mal um Mal, seinem Mitmenschen zu danken, selbst wenn er nichts Besonderes für einen getan hat. Wofür denn? Dafür, dass er mir, wenn er mir begegnete, wirklich begegnet ist; dass er die Augen auftat und mich mit keinem anderen verwechselte; dass er die Ohren auftat und zuverlässig vernahm, was ich ihm zu sagen hatte; ja, dass er das auftat, was ich recht eigentlich anredete, das wohlverschlossene Herz.“ (S. 254)

Auszeichnungen

1951 Hansischer Goethepreis
1953 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
1958 Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main
1960 Kultureller Ehrenpreis der Landeshauptstadt München
1963 Erasmuspreis
Bis heute wird jährlich die nach ihm benannte Buber-Rosenzweig-Medaille durch den Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit an Personen verliehen, die sich besonders für den christlich-jüdischen Dialog einsetzen.

Weiterhin wird durch das 1982 ins Leben gerufene euregionale Kultur- und Wissenschaftsfestival Euriade seit 2002 die „Martin-Buber-Plakette“ verliehen. Das Festival findet im Dreiländereck zwischen Belgien, den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen statt.

Quelle und mehr >> http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Buber (Stand 200804)
http://www.inidia.de/buber.htm