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Sonntag, Oktober 10, 2010

Liu Xiaobo

Liu Xiaobo (chin. 劉曉波 / 刘晓波; Pinyin: Liú Xiǎobō; * 28. Dezember 1955 in Changchun, Volksrepublik China) ist ein chinesischer Schriftsteller und Dissident. Liu war Dozent an der Pädagogischen Universität Peking und seit 2003 Präsident des chinesischen PEN-Clubs unabhängiger Schriftsteller. Liu Xiaobo befindet sich momentan in einem Gefängnis 500 Kilometer von Peking entfernt in der Provinz Liaoning. Vor seiner Inhaftierung lebte er in Peking. Am 8. Oktober 2010 wurde bekannt, dass ihm der Friedensnobelpreis verliehen werden soll. Die Verleihung ist für den 10. Dezember 2010 geplant. [1]

Im Dezember 2008 unterstützte er mit 302 anderen Intellektuellen das im Internet veröffentlichte Bürgerrechtsmanifest Charta 08 zum Internationalen Tag der Menschenrechte und wurde wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“ festgenommen.[2] Im Juni 2009 wurde offiziell gegen ihn Anklage erhoben. Am 24. Dezember 2009 wurde er zu elf Jahren Haft verurteilt.[3]

Leben

Liu Xiaobo wurde von 1969 bis 1973 mit seinen Eltern in die Volkskommune Dashizhai in der Inneren Mongolei geschickt. Ab November 1976 arbeitete er in einer Changchuner Baufirma als Arbeiter. Sein 1977 begonnenes Studium im Fachbereich Literatur an der Jilin-Universität schloss er 1982 mit einem Bachelor ab. Danach wechselte Liu Xiaobo an die Pädagogische Universität Peking. Dort war er von 1986 bis 1988 Doktorand und schloss sein Studium mit dem Doktortitel in Literatur ab.

Im Jahr 1988 wurde er für drei Monate an die Universität Oslo eingeladen. Darauf folgten Aufenthalte an der University of Hawaii und der Columbia University. Liu Xiaobo beteiligte sich 1989 an den Pekinger Studentenprotesten, die in der Nacht vom 3. auf den 4. Juni gewaltsam beendet wurden (Tian’anmen-Massaker). Dabei bewahrte er etliche Studenten durch Besonnenheit vor sinnloser Selbstopferung. Im Anschluss wurde er von seiner Arbeitsstelle entlassen und saß von 1989 bis 1991 in Haft.

In der Zeit von 1991 bis 1995 lebte er in Peking, schrieb Artikel (die er nur im Ausland veröffentlichen konnte) und beteiligte sich an der Demokratiebewegung. Nach einer sechsmonatigen Haft 1995 wurde er von 1996 bis 1999 zur Umerziehung durch Arbeit eingewiesen. Seit seiner Entlassung im September 1999 lebte er als freier Schriftsteller in Peking. Im November 2003 wurde er zum Präsidenten des chinesischen PEN-Clubs gewählt.

Am 9. Dezember 2008 wurde er wegen „Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt“ unter Hausarrest gestellt. Nach Angaben von Bekannten wurde er daraufhin in einem Hotel in Peking festgehalten. Ihm wurde zur Last gelegt, Hauptverfasser der Charta 08, die unter anderem die Einführung der Gewaltenteilung forderte, zu sein. Im Juni 2009, ein halbes Jahr nach seiner Inhaftierung, wurde gegen Liu Xiaobo offiziell Anklage erhoben. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua habe er gestanden, Gerüchte verbreitet und die chinesische Regierung diffamiert zu haben.[4] In einer Erklärung vom 26. Juni 2009 forderte der Rat der Europäischen Union China auf, Liu Xiaobo im Rahmen der in der chinesischen Verfassung garantierten Rechte zur freien Meinungsäußerung sowie des 1998 von China unterzeichneten Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte unverzüglich freizulassen und die strafrechtliche Verfolgung einzustellen.[5]

Am 25. Dezember 2009 wurde Liu Xiaobo in dem Prozess zu elf Jahren Haft verurteilt.[3] Europäische und US-amerikanische Diplomaten waren vom Prozess ausgeschlossen. Die EU und die Vereinigten Staaten kritisierten die Verurteilung scharf und forderten die sofortige Freilassung.[6] Die chinesische Regierung wertete dies als Unverschämtheit und Einmischung in innere Angelegenheiten Chinas.[7] Im Februar 2010 veröffentlichten einige internationale Zeitungen, darunter die ZEIT, einen Text von Liu Xiaobo mit dem Titel: „Ich habe keine Feinde.“ Trotz allem: Eines Tages wird die Freiheit auch nach China kommen. Die nicht gehaltene Verteidigungsrede eines Dissidenten.[8] Kurze Zeit vorher war seine Berufung zurückgewiesen und das Urteil des ersten Prozesses bestätigt worden.[9] Besuchserlaubnis hat nur seine Frau Liu Xia, die unter ständiger Polizeibewachung lebt.[10] Am 8. Oktober 2010 wurde Liu Xia von den Behörden vermutlich in die Stadt Jinzhou gebracht, in der Liu Xiaobo inhaftiert ist.[11]

Friedensnobelpreis 2010

Am 8. Oktober 2010 gab das Nobelpreis-Komitee bekannt, dass Liu Xiaobo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird. Als Begründung wurde sein „langer und gewaltloser Kampf für fundamentale Menschenrechte in China“ angegeben. Die Verleihung findet am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, statt.[1] Der norwegische Botschafter in Peking wurde wegen der Verleihung des Friedensnobelpreises an Liu Xiaobo ins chinesische Außenministerium einbestellt. Norwegens Regierungschef Jens Stoltenberg hatte Liu Xiaobo zum Nobelpreis gratuliert, sich dabei aber jeder direkten Kritik an Peking enthalten. Vertreter des Pekinger Außenministeriums hatten schon bei einem Treffen einige Wochen zuvor in Oslo mit einer Verschlechterung der Beziehungen gedroht, falls Liu oder ein anderer Oppositioneller aus China den Friedensnobelpreis bekommen sollte.[12]

Verschwinden seiner Frau

Presseberichten zufolge ist nach der Bekanntgabe über die Verleihung des Friedensnobelpreises seine Frau Liu Xia verschwunden. Dies erklärte sein Anwalt, der die Befürchtung äußerte, sie sei von der Polizei abgeholt worden, da auch ihr Mobiltelefon ausgeschaltet sei. Es gibt unbestätigte Berichte, sie sei in das Gefängnis in der Stadt Jinzhou gebracht worden.[13][14]

Quelle, Fußnoten und mehr >> http://de.wikipedia.org/wiki/Liu_Xiaobo